Standardisierungen sind Rechenverfahren zur Herstellung vergleichbarer epidemiologischer Maßzahlen für strukturell
verschiedene Gesamtheiten. Der Strukturunterschied der Bevölkerung kann z.B. bezüglich
des Alters, des Geschlechts und/oder anderer Merkmale bestehen. Die Standardisierung nach Alter kommt besonders häufig vor,
da die Angabe in der Regel verfügbar ist und das Alter bei den meisten Gesundheitsproblemen eine Rolle spielt.
Anwendung: Altersstandardisierungen auf Grundlage einer
Standardbevölkerung werden
häufig bei Krebsregistern zum Vergleich von Morbiditäts- oder Mortalitätsraten herangezogen.
Liegen unterschiedliche Altersstrukturen bei Bevölkerungen verschiedener Regionen oder der Bevölkerung eines
Gebietes über die Zeit hinweg vor, sind deren Mortalitäts- oder Morbiditätsraten nur beschränkt vergleichbar.
Für interregionale oder intertemporale Vergleiche ist daher eine Altersstandardisierung notwendig. Hierbei
wird der Bezugsbevölkerung die Altersstruktur einer Referenzpopulation, die so genannte Standardbevölkerung
unterstellt. Dabei werden die altersspezifischen Mortalitäts- oder Morbiditätsraten der Bezugsbevölkerung entsprechend
dem Altersaufbau der Standardbevölkerung gewichtet.
Interpretation: Nach einer Altersstandardisierung können Daten unterschiedlicher Jahre oder Regionen miteinander
verglichen werden, ohne dass es zu Verzerrungen aufgrund unterschiedlicher Altersstrukturen kommt. Bei der Interpretation
altersstandardisierter Morbiditäts- oder Mortalitätsraten ist zu beachten, dass sie keine realen, im Sinne von empirisch
beobachtbaren, Angaben darstellen. Sie beschreiben vielmehr, wie die Mortalitäts- oder Morbiditätsraten in der betrachteten
Bevölkerung wären, wenn die Bezugsbevölkerung der Standardbevölkerung entspräche, also von altersstrukturbedingten Effekten abstrahiert würde.
Quellen:
- www.rki.de
- Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen; Hessisches Sozialministerium (Hrsg.) (2001): Indikatorenkatalog zum Hessischen Gesundheitsbericht 2001. Wiesbaden